Kolumbienkohle |
Es gibt keine
fair gehandelte Kohle!
Die wachsende Kohleverstromung hat in den Jahren 2012/13 mit dazu geführt, dass die CO2 –
Emissionen in der Bundesrepublik wieder angestiegen sind. Sollte sich dieser Trend fortsetzen,
sind die Klimaschutzziele für das Jahr 2020 nicht einmal ansatzweise erreichbar.
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Offener Brief an NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft anlässlich ihrer Kolumbienreise 18.12.2015
Opfern Sie Menschenrechte und Klimaschutz nicht den Wirtschaftsinteressen! |
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Briefe an RWE, EON, STEAG, Stadtwerke Duisburg 11.12.2013 Im November 2013 hat das Klimabündnis Niederhein die Energieversorger der Region Niederrhein angeschrieben und sie gebeten folgende Fragen zu beantworten: |
Interview Von den Millionengewinnen haben sie nichts! Kolumbien ist für Konzerne wie Vattenfall, Eon, EnBW und STEAG ein wichtiger Lieferant für Kraftwerkskohle. Sie wird dort unter katastrophalen Bedingungen abgebaut. Um billig an den Rohstoff zu kommen, beuten die Verantwortlichen Mensch und Natur mit verheerenden Konsequenzen gnadenlos aus. Mehrheitseigentümer der STEAG ist das StadtwerkeKonsortium. Dem StadtwerkeKonsortium gehören Versorger der Städte Dortmund, Oberhausen, Bochum, Essen, Dinslaken und Duisburg an. Das Interview mit Sebastian Rötters führte Klaus Kubernus-Perscheid. |
![]() Interview mit Sebastian Rötters |
NKZ: Die Frage nach der Herkunft und den Abbaubedingungen der Importkohle kommt in der aktuellen Diskussion um die Energiewende in Deutschland praktisch nicht vor. Woher kommt die Steinkohle für deutsche Kraftwerke? Sebastian Rötters: Vor allem Entwicklungs- und Schwellenländer bauen die Kohle ab, die den weltweiten Energiehunger stillt. Kolumbien ist zusammen mit Russland der wichtigste Lieferant von Steinkohle für deutsche Energieunternehmen. NKZ: Unter welchen Bedingungen wird die Kohle in Kolumbien abgebaut? Sebastian: In Kolumbien wird Steinkohle im Tagebau gefördert. Fruchtbares Land wird abgetragen, um an die darunter liegende Kohle zu gelangen. Dieses Land ist jedoch Heimat für tausende Menschen. Vor allem Kleinbauern und Indigene bauen dort Nahrungsmittel an, nutzen die natürlichen Rohstoffe der Wälder und entnehmen aus Gewässern Trink- und Brauchwasser. Sie verlieren durch den Kohleabbau ihre Lebensgrundlage. In jahrelangen Verhandlungen mit den Unternehmen müssen sie darum kämpfen, angemessen umgesiedelt und entschädigt zu werden. Für sie bedeutet die Ausbeutung der Kohlevorkommen unter ihren Füßen oft das Ende eines einfachen, aber auskömmlichen Lebens. Von den Millionengewinnen aus dem Kohlebergbau haben sie nichts. NKZ: Welche gesundheitlichen und ökologischen Folgen hat der Steinkohleabbau für die Menschen? Sebastian: In Kolumbien müssen für die Tagebaue ganze Flüsse umgeleitet werden. Tausende Hektar fruchtbares Ackerland gehen verloren. Tägliche Sprengungen und der Transport der Kohle mit LKWs und Güterwaggons verursachen eine immense Feinstaubbelastung, die zu massenhaften Atemwegserkrankungen unter der lokalen Bevölkerung führen. Der Verladehafen von Drummond verschmutzt die Strände in der Nähe der Stadt Santa Marta und beeinträchtigt die Fischer der Region. Die Kohlezüge, mit denen die Kohle an die Küste transportiert wird, rattern Tag und Nacht mitten durch zahlreiche Gemeinden, oft ohne jede Sicherheitsvorkehrungen. Viele Häuser entlang der Strecke wurden dadurch beschädigt. Die Gemeinden El Hatillo, Boquerón und Plan Bonito sind von mehreren Kohle-Tagebauen umringt. Die notwendigen Umsiedlungen der Gemeinden werden von Drummond und den anderen verantwortlichen Konzernen bewusst verschleppt. NKZ: Welche Rolle spielen die internationalen Konzerne? Sebastian: Vor allem die Konzerne Cerrejón (AUS, GB, CH), Drummond (USA), Glencore (CH) und Vale (BRA) bauen im Department La Guajíra und im Department Cesar Kohle für den Export ab. Neue Akteure wie der brasilianische Konzern MPX stehen bereits in den Startlöchern. Der US-Konzern Drummond steht in dringendem Verdacht, die Morde an Valmore Locarno und Victor Orcasita in Auftrag gegeben zu haben. Valmore Locarno war Präsident, Victor Orcasita Vize-Präsident der Kohlearbeiter-Gewerkschaft SINTRAMIENERGETICA. Außerdem wird dem Unternehmen vorgeworfen, jahrelang paramilitärische Gruppen im Department Cesar finanziell unterstützt zu haben. Diesen paramilitärischen Einheiten werden tausende Morde und gewaltsame Ver-treibungen zur Last gelegt. Aktuell laufen zwei Gerichtsverfahren in den USA gegen die Firma Drummond und ein Verfahren in Kolumbien gegen den Hauptangeklagten Jaime Blanco Maya. Letzterer hat ausgesagt, dass der Firmeninhaber Garry Drummond persönlich die Finanzierung der Paramilitärs gutgeheißen hat. Am 5. April 2012 erhielten mehrere Kohle-Gewerkschafter anonyme Einladungen zu ihrer eigenen Beerdigung. Kolumbien ist und bleibt leider das gefährlichste Land der Welt für Gewerkschafter. NKZ: Was können Stromkundinnen und -kunden tun, um Einfluss auf die Energiekonzerne zu gewinnen? Sebastian: Die zum Teil katastrophalen Arbeits- und Abbaubedingen im Kohlebergbau in den Lieferländern gelangen selten an das Licht der deutschen Öffentlichkeit. Zudem ist kaum bekannt, woher genau die Energieunternehmen die Kohle für ihre Kraftwerke beziehen. Eine Informationspflicht seitens der Un-ternehmen existiert nicht. Als Kundin oder Kunde eines Kohle verstromenden Energieversorgers können Sie Ihren Stromversorger auffordern, Verantwortung für die Menschenrechte und die Umwelt zu übernehmen und sein Unternehmenshandeln transparent zu machen. Wir fordern ein Transparenz-Gesetz auf nationaler oder Europäischer Ebene, das Kohle importierende Unternehmen verpflichtet, Warenströme offenzulegen!
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Hier gibt es weitere Informationen zum Thema: Arbeitsgruppe Schweiz-Kolumbien "Better Coal" heißt die Industrieinitiative von RWE & Co, die das Image der Kohle verbessern soll. The Dark Side of Coal (PAX, NL)
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